Pflegende Angehörige leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie sich um ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder kümmern. Um diese wertvolle Arbeit zu unterstützen, bietet das deutsche Sozialversicherungssystem verschiedene Absicherungen und Vorteile. Besonders bedeutend sind hier die Auswirkungen auf die Rentenversicherung, die Unfallversicherung und andere unterstützende Leistungen.
Pflegende Angehörige, die eine Person mit mindestens Pflegegrad 2 zu Hause pflegen, können Rentenversicherungsbeiträge erhalten, die von der Pflegekasse gezahlt werden. Diese Beiträge erhöhen die Rentenansprüche der pflegenden Person. Das bedeutet, dass pflegende Angehörige im Alter eine höhere Rente erhalten können, ohne selbst in die Rentenkasse einzahlen zu müssen.
Die Höhe der Rentenpunkte, die für die Pflege gutgeschrieben werden, richtet sich nach dem Pflegegrad der zu pflegenden Person und dem wöchentlichen Pflegeaufwand. Diese Rentenpunkte werden dann der Rentenanwartschaft der pflegenden Person gutgeschrieben.
Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer, der ein Einkommen in Höhe des Durchschnittsverdienstes aller Versicherten erzielt, erhält pro Jahr 1,0 Rentenpunkte.
In 2025 ist dieser Durchschnittsverdienst 50.493€ im Jahr.
Wenn ein Angehöriger über 10 Jahre eine Person mit Pflegegrad 5 pflegt und dabei die maximale Rentenanwartschaft erhält, würde dies eine Erhöhung der gesetzlichen Altersrente um 4.512 Euro (alte Bundesländer) bzw. 4.322,40 Euro (neue Bundesländer) jährlich bedeuten. Also ca. 350€ mehr monatlicher gesetzlicher Rente bei einem Eintritt in die Altersrente zum regulären Zeitpunkt (meist 67).
Tipp: Die Erhöhung der Altersrente findet nur statt wenn der Angehörige noch nicht seine volle Altersrente bezieht. Dies lässt sich einfach dadurch umgehen, dass man 99,99% seiner gesetzlichen Rente beantragt.
Wenn mehr als ein Angehöriger pflegt wird die Erhöhung der Altersrente auf alle pflegenden Personen gleichmäßig aufgeteilt – auch wenn die Pflege nicht gleichmäßig aufgeteilt ist. Also wenn Du deinen Ehepartner zu 70% pflegst und euer Kind unterstützt euch (pflegt zu 30%) -> dann wird die Erhöhung eurer Altersrente dennoch 50/50 auf euch beide aufgeteilt.
Pflegende Angehörige sind während ihrer Pflegetätigkeit gesetzlich unfallversichert. Diese Versicherung greift bei Unfällen während der Pflege, auf dem Weg zur Pflege oder bei Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Pflege (z. B. Besorgungen). Die gesetzliche Unfallversicherung übernimmt in diesen Fällen die Kosten für medizinische Behandlungen, Rehabilitation und zahlt bei Bedarf eine Unfallrente.#
Beispiel für eine Unfallrente: Sollte ein pflegender Angehöriger während der Pflege einen Unfall erleiden, der zu einer dauerhaften Erwerbsminderung von 50 % führt, könnte er eine Unfallrente beanspruchen. Bei einem vorherigen Jahresverdienst von 30.000 Euro könnte diese Unfallrente etwa 7.500 Euro pro Jahr betragen (25 % des bisherigen Einkommens).
Pflegende Angehörige haben Anspruch auf kostenlose Pflegekurse und Beratungsleistungen. Diese Angebote sollen dazu beitragen, pflegerische Fähigkeiten zu verbessern und die Gesundheit der Pflegepersonen zu schützen.
Pflegende Angehörige haben Anspruch auf Verhinderungspflege, wenn sie selbst verhindert sind (z. B. durch Krankheit oder Urlaub). Die Pflegekasse finanziert bis zu 1.612 Euro pro Jahr für eine Ersatzpflegeperson. Auch die Kurzzeitpflege bietet Entlastung, wenn der pflegebedürftige Angehörige vorübergehend in einer stationären Pflegeeinrichtung versorgt wird, ebenfalls bis zu einem Betrag von 1.612 Euro pro Jahr.
Pflegende Angehörige, die ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder aufgeben, um ein Familienmitglied zu pflegen, sind über die Pflegekasse kranken- und pflegeversichert, sofern sie keine andere Absicherung haben. Die Beiträge übernimmt die Pflegekasse.
Pflegende Angehörige profitieren von verschiedenen sozialen Sicherungen, die ihre wichtige Arbeit würdigen und unterstützen. Die Zahlung von Rentenversicherungsbeiträgen durch die Pflegekasse erhöht ihre Rentenansprüche erheblich. Zudem bieten die Unfallversicherung und verschiedene Entlastungsleistungen wichtige Unterstützung. Angehörige, die Pflege übernehmen, sollten sich über ihre Ansprüche und Rechte gut informieren, um alle verfügbaren Leistungen optimal zu nutzen.